Von der Laguna San Ignacio nach Santa Rosalia
Was waren wir froh, als kurz nach 6 Uhr die Sonne aufging und unsere Bandscheiben von den Feldbetten erlöst wurden.
An den Open-Air-Waschbecken traf ich auf Ruben und Laura, die sich gerade die Zähne putzten. Wir unterhielten uns ganz kurz, denn ihr Dienst begann im Restaurant. Frühstück sollte es erst um 8 Uhr geben und somit blieb noch jede Menge Zeit.
Es war immer noch sehr stürmisch und da war mir eigentlich nicht nach einer Bootsfahrt zumute.
Kurz vor 8 gingen wir zum Restaurant, wo gerade eine ganze Busladung Leute mit dem Frühstück fertig war und auf die Boote verteilt wurden. Laura meinte, wir sollten lieber warten, denn zum einen wären die Boote jetzt voll und zum anderen würde gegen Mittag meistens der Wind nachlassen.
Auf ein volles schaukelndes Boot hatte ich wirklich keine Lust und so frühstückten wir das Einheitsmenü (nein, diesmal kein Fisch mit Knoblauch) bestehend aus einer Schale frischen Früchten, mexikanische Rühreier, Tortillas und mir packten sie noch Quisadillas auf den Teller. Das sind matschige Nacho-Chips in Tomatensauce. Das frühstücken die Mexikaner anscheinend gerne. Bäähhh ... ein Löffel davon genügte mir.
Wir hatten noch genügend Zeit, unseren Krimskrams zusammenzupacken, denn es dürfen immer nur 6 Boote in die Lagune. Um 10:30 standen wir bereit, mussten uns wieder in eine Liste eintragen, bekamen ein Bändchen und die Schwimmwesten um. Um 11 Uhr kam das erste Boot zurück und wir durften zusammen mit vier mexikanischen Studentinnen einsteigen. Windig war es immer noch und entsprechend auch der Wellengang. Der Capitán gab ordentlich Gas, so dass die Nussschale über die Wellen bretterte und wir alle klatschnass wurden. Dann passierte der Bootslenker eine Engstelle, musste kurz anhalten, denn das Boot wurde von einem Sheriff registriert. Man achtet zum Schutz der Wale in dieser Lagune exakt darauf, dass nur sechs dieser kleinen Pangas unterwegs sind.
Auch in der Laguna San Ignacio wimmelte es in diesem Jahr von Grauwalen:
Ich finde es so herzig, wenn die Babies ihre Nasen aus dem Wasser strecken.
Man merkte schon, dass die Kleinen ihre Muskeln für die lange Reise nach Alaska trainierten.
Immer wieder tauchte einer unter dem Boot durch, aber streicheln lassen wollten sie sich nicht. Irgendwie schienen sie von den vielen Booten genervt.
Auf einmal erklärte uns eine der Studentinnen, dass unser Capitán das Camp der Universität angefunkt hat, weil ein Kalb sich in einem Seil verfangen hatte. Das arme Tierchen.
Wir blieben so lange, bis das Boot der Uni kam. Sie wollten einen Haken am Seil befestigen und es davon befreien. Doch das Kalb folgte seiner Mama ziemlich schnell. Da unsere 1,5 Stunden um waren, bretterte der Bootslenker wieder zum Camp zurück. Ich hoffe, dass die das Kalb vom Seil befreien konnten, denn die jungen Wale wachsen ziemlich schnell.
Zurück im Camp machten wir Ruben die Freude und blieben noch zum Lunch, aber nur weil es Fisch-Tacos gab.
Dann wurde es aber Zeit aufzubrechen. Laura und Ruben, die mir in den 24 Stunden so ans gewachsen waren, dass ich sie am liebsten adoptiert hätte ;), waren leider nicht zu sehen. Gerade als wir ins Auto einsteigen wollten, kam Laura mit einem Päckchen angerannt. Sie hatte den Köchinnen die Anweisung gegeben, mir (zum Geburtstag) als Nachtisch einen Pudding mit Erdbeeren zu servieren. Doch die hatten das vergessen. Nun stand ich da mit einem Pudding in Alufolie, der ohne Löffel schwierig zu essen war. Ich war gerührt und wieder einmal von der Herzlichkeit der Leute überwältigt. Es half alles nichts - wir mussten weiter, denn wir hatten die nächste Etappe vor uns.
Deshalb blieb in San Ignacio nur Zeit für einen kurzen Stopp am Marktplatz
und für ein Bild vom See.
Der Transpeninsular Highway war auf diesem Streckenabschnitt neu asphaltiert und führte wieder über die Berge. Obwohl es im letzten Stück ziemlich steil nach Santa Rosalia runter geht, gibt es weder Seitenstreifen noch Ausweichstellen für Fahrzeuge, falls die Bremsen versagen. Ich hoffte, dass die Bremsbeläge vom Jeep nicht annähernd so runtergefahren waren, wie die Reifen.
Die Hafenstadt Santa Rosalia liegt an der Ostküste der Halbinsel am Golf von Kalifornien (Sea of Cortez). Die ehemaligen Kupferminen wurden wieder in Betrieb genommen und dadurch ist ein bisschen Wohlstand eingekehrt.
Bis auf eine Unterkunft hatten alle schlechte Kritiken. Deshalb hatte ich frühzeitig ein Zimmer im Hotel Las Casitas reserviert.
Die kleine Hotelanlage
befindet sich 1,5 km außerhalb der Stadt an der Mex 1 auf den Klippen und bietet einen traumhaften Ausblick auf die Sea of Cortez.
Die Casita war mehr als geräumig,
nur die Dame an der Rezeption versteht überhaupt kein Englisch und die amerikanische Besitzerin war nicht zu sehen. Mein Spanisch reichte jedoch aus, um nach einem guten Restaurant zu fragen.
Vor dem Abendessen gingen wir erst noch zu Ley, dem einzigen großen Supermarkt seit Ensenada und füllten die Getränkevorräte auf. Das anschließende Abendessen (Fajitas) im empfohlenen Restaurant Tercoz war ok, doch zum ersten Mal in der Baja wurden wir recht unfreundlich bedient.
Zwischenzeitlich war es draußen schon dunkel. In diesen Breitengraden legt nämlich sofort nach dem Sonnenuntergang irgendeiner den Schalter um ;-) .
Nach der schlaflosen Nacht im Zelt waren wir an dem Abend ziemlich müde, wollten nur noch duschen und ins Bett. Aber es kam kein warmes Wasser.
Vom kalten Wasser ziemlich erfrischt, ging ich zur Rezeption und erklärte ihr das Problem. Sie kam mit und ging in die Casita neben uns. Doch auch hier kein warmes Wasser. Mit ihrer kleinen Taschenlampe und mir im Schlepptau gingen wir in einen kleinen Abstellraum neben der Casita und sie schraubte an zwei Gasflaschen. Da die junge Frau viel kleiner als die Gasflaschen war, holte ich schnell meinen Heimwerker Heiko zur Hilfe.Der bewaffnete sich erst einmal mit einer größeren Taschenlampe und stellte fest, dass beide Gasflaschen leer waren. Einen Ersatz gab es nicht und so musste mein passionierter Warmduscher ;-) an diesem Abend seinen inneren Schweinehund überwinden, weil er sich sträubte, zu ihr zum Duschen zu gehen. Aber egal wie, der Staub vom Kuyima Camp war erst einmal weg und Hauptsache, wir hatten ein richtiges Bett.
Hotel: Las Casitas, Santa Rosalia
Preis: 57 € ohne Frühstück