Vom Pueblo Magico und der Flussfahrt
Los Mochis wird von den meisten nur wegen des Zustiegs bzw. als Endstation der kompletten Personenzugstrecke von EL CHEPE (Ferrocarril Chihuahua al Pacífico) besucht. Ansonsten bietet die Stadt nicht viel. Der Chepe fährt nur einmal am Tag die Strecke von Los Mochis nach Chihuahua und die Abfahrt ist um 6:00 Uhr morgens. Das war uns ein bisschen zu früh und die ersten zwei Stunden sollen landschaftlich unspektakulär sein. Die meisten steigen deshalb erst in El Fuerte zu.
So hatten wir das auch vor und bestellten uns ein Taxi zum Busbahnhof. Gut, dass ich irgendwo im Internet eine Adresse des Busterminals fand, denn die Busgesellschaft Noroeste hat ein eigenes Gebäude. Das Taxi hielt und schon liefen zwei Männer herbei und fragten, wohin wir wollten. Sie schnappten unsere Koffer und wir eilten hinterher, denn der Bus fuhr 5 Minuten später los.
Irgendwann ging der Beifahrer mit einem Plastikbecher durch den Bus und kassierte den Fahrpreis (170 P = ca. 9 € für uns beide).
Die Mexikaner sind sehr tüchtig und bieten auf oder neben der Straße allerlei an. Gekocht wird selbst auf dem Mittelstreifen
oder an den wenigen Haltestellen unterwegs.
Nach zwei Stunden erreichten wir El Fuerte, das nach einem 1610 errichteten Fort benannt wurde. 1824 war es kurzzeitig die ehemalige Hauptstadt des Bundesstaates Sinaloa und 2009 wurde die Kleinstadt als Pueblo Magico (magischer Ort) ausgezeichnet.
Die Busse halten mitten im Ort und beim Ausstieg fällt man fast in eine der vielen Imbissbuden.
Wir wussten nicht wohin und stiegen nach rechts aus. Dort stand ein einbeiniger Mann neben seinem klapprigen Pritschenwagen und bot sich als Chauffeur an. Für 2,60 € fuhr er uns zum Hotel auf der Anhöhe.
Er fragte, ob wir am nächsten Morgen mit dem Chepe weiter fahren und ob er uns um 7:30 Uhr abholen dürfe. Auch wenn unsere Koffer auf der Ladefläche ziemlich eingestaubt wurden, haben wir ihm den Fahrdienst gerne erteilt.
Das Hotel Rio Vista hat den schönsten Ausblick auf den Rio Fuerte
und bietet Bootstouren auf dem Fluss an. Dies und die positiven Bewertungen veranlassten mich zur Buchung. Der Besitzer spricht etwas Englisch und hat die Anlage liebevoll mit Antiquitäten dekoriert.
Das große Zimmer überraschte auf den ersten Blick mit bunten Farben und schönem Wandbild.
Leider gibt es nahe einem Gewässer meistens Stechmücken und an Fliegengitter wurde leider gespart. Die Viecher waren schon tagsüber sehr lästig und wir schlossen immer schnell die Türen hinter uns.
Das war der heißeste Tag bisher und bevor wir uns auf den Weg runter in die Stadt machten, buchten wir noch die Flusstour um 15 Uhr beim Hotelbesitzer.
Wir waren kaum unterwegs, als die ersten Matachines Tänzer angelaufen kamen.
Die erfindungsreichen Kinder hatten sich ihre Masken aus Pappkartons gebastelt und eine Sammelbüchse dabei. So viel Einsatz, noch dazu bei dieser Hitze, haben wir natürlich belohnt. Es gab auch einige professionelle, wunderbar geschmückte Tänzer, doch ein Foto von denen gab es nicht umsonst und da haben wir lieber den Kids ein Taschengeld gegeben.
Im Ortszentrum befindet sich dieser Park
die Kirche und das Rathaus,
aber auch Chepito, der kleine Bruder vom großen Chepe-Zug.
Zu uns gesellte sich eine lustige Gruppe Mexikanerinnen, die kurzerhand einen Partyzug aus Chepito machten.
Laute Musik ist in Mexiko ein Muss und die Mädels tanzten im ersten Wagen dazu.
Die gute Laune steckte auch die Passanten und Autofahrer unterwegs an. Wir haben Chepito an dem Tag noch öfter fahren sehen, doch so eine Fiesta Mexicana gab es kein zweites Mal.
Jedenfalls hatten wir anschließend richtig Durst und bestellten uns in einem Restaurant mit Schattenplätzen Cokas und Shrimps in Tequilasauce. Die waren so was von lecker.
Auf dem Weg zurück ins Hotel machten wir noch einen Abstecher ins Museum.
Das Museum ist das restaurierte Fort und man hat von den Festungsmauern einen schönen Blick auf die Stadt
und dem Rio Vista Hotel von oben.
Kurz vor 15 Uhr waren wir wieder im Hotel, doch der Besitzer sagte, dass aufgrund der Hitze die Bootsfahrt auf 16 Uhr verlegt wurde. Wir setzten uns die Stunde auf den Balkon, der schön im Schatten lag.
Pünktlich um 16 Uhr ging der Besitzer mit uns in die Stadt hinunter. Dort erwarteten uns drei Männer mit einem Van und angehängtem Boot. Einer davon sprach sehr gut Englisch und ist Vogelkundler mit Leidenschaft. Auf der Fahrt erzählte er von den vielen Vogelarten, die wir zu sehen bekommen sollten. Allerdings sagten uns die englischen Vogelbezeichnungen gar nichts, aber wir waren gespannt.
Wir erreichten den Fluss, das Boot wurde zu Wasser gelassen
und wir stiegen zu dritt ein. Das Boot trieb mit der Strömung.
Der herzensgute Bootslenker
gab eine Runde OFF aus, denn die Moskitos haben es besonders auf hellhäutige Touristen abgesehen.
Der leidenschaftliche Ornithologe war in seinem Vogelelement und wir hatten Mühe, die aufgeschreckten Piepmätze abzulichten.
Es war so schön, sich einfach mal treiben zu lassen.
Irgendwann steuerte er das Ufer an und machte das Boot fest. Ein Pfad führte erst durchs Dickicht und dann an Sträuchern und Heilkräutern vorbei, die er nicht nur benennen konnte, sondern auch deren Heilwirkung kannte. Das fand ich sehr interessant.
Nach 30 Minuten erreichten wir die ersten Petroglyphen
und ihr werdet es nicht glauben, aber auch Petroglyphen sind sein Leidenschaft.
Irgendwann war uns das zu viel und wir drängten zum Aufbruch.
Je näher wir El Fuerte kamen, desto mehr wurde an den Flussufern gefeiert
Das Hotel war schon zu sehen,
doch unserem Bootslenker machte die Tour mit uns so viel Spaß, dass er das Boot in einen ruhigen Seitenarm lenkte. Auch dort gab es viele Vögel, doch die suchten sich so langsam einen Schlafplatz auf den Bäumen.
So ließen wir uns weiter in den Sonnenuntergang treiben
bis es ihm endlich auch zu dunkel wurde. Er vertäute das Boot und ich gab ihm das Geld. Pro Person kostete die Tour 300 P. = 15 €. Dafür, dass wir 3 Stunden unterwegs waren, war das ein Schnäppchen.
Wir gingen gleich ins Restaurant El Meson weiter und bestellten uns einen leckeren gegrillten Fisch, der aus einem See im Hochland stammte. Während der Bootsfahrt hatten wir nichts getrunken und dementsprechend waren wir ausgedörrt. Nachdem der Flüssigkeitshaushalt mit Cokes und je zwei eiskalten Coronas wieder im Lot war, machten wir uns beschwingt auf den Rückweg zum Hotel. Das war ein toller Tag im magischen Ort.
Im Zimmer war es sehr heiß und wir machten die Klimaanlage und den Deckenmiefquirl an. Leider konnte man die Terrassentüre mangels Fliegengitter nicht öffnen, denn die Mistviecher von Stechmücken hatten uns bereits unterwegs an sämtlichen (OFF-) freien Körperstellen angezapft.
Auf Heikos Bett fanden wir jede Menge schwarze Körner. Die waren größer als Sandkörner und hatten glücklicherweise kein Eigenleben. Das Zeug rieselte vom Deckenbalken und ich vermutete, dass da Termiten am Werk waren. Auf mein Bett rieselte nichts und Heiko hätte zu gerne getauscht. Doch er schläft lieber auf der linken Seite und zudem schnarche ähm schlafe ich mit offenem Mund. Ich bot ihm aber Asyl an, falls die Berieselung zu stark wird.
Dass es im Zimmer unerträglich heiß war lag daran, dass die Klimaanlage nicht richtig funktionierte. Dazu war eine Party auf der Dachterrasse im Gange, die bis morgens um 5 Uhr ging. Um 6 Uhr mussten wir aufstehen. Puuh, war das eine fürchterliche und kurze Nacht.
Übernachtung: Hotel Rio Vista, El Fuerte