Von der quirligen Stadt und der irren Metrofahrt
Mitten in der Nacht um 3:45 Uhr klingelte der Wecker, da wir mit dem ersten Shuttlebus zum Flughafen fahren mussten. Der Kleinbus war so vollgepackt, dass kleinere Gepäckstücke auf dem Beifahrersitz hochgestapelt wurden Bei uns wäre so etwas undenkbar.
Um 6:10 standen wir vor dem Schalter der Volaris. Der Flug sollte um 8 Uhr gehen, doch es tat sich über eine Stunde nichts. Nur die Schlange hinter uns wurde immer länger. Als die Schalter endlich geöffnet wurden, wies uns eine Volaris-Mitarbeiterin darauf hin, dass wir unsere Bordkarten zuerst am Terminal ausdrucken müssen. Na toll, denn die zwei Computer in der Ecke waren noch nicht einmal hochgefahren. Dies erledigte 10 Minuten später, mit mexikanischer Gelassenheit, ein Kollege von ihr. Letztendlich waren wir aber schnell eingecheckt und die Sicherheitskontrolle erfolgte sehr oberflächlich.
Luis hatte eine Stunde Verspätung,
da hätten wir durchaus den nächsten Shuttle nehmen können.
Nicht Bienvenidos, sondern adios Chihuahua.
Wir waren schnell über alle Berge und hatten ein sehr ruhigen Flug.
In Mexiko City gelandet, steuerten wir gleich einen der vielen Taxischalter am Ausgang an. Hier kauften wir zum Festpreis von umgerechnet 15 € ein Ticket und bekamen das größte und sauberste Taxi der ganzen Reise mit einem besonders lustigen Fahrer zugeteilt.
Die Fahrt dauerte über eine Stunde, denn Jesus Maria
die Stadt ist ein einziger Stau.
Endlich erreichten wir das Hotel in der historischen Altstadt, doch unser Zimmer war noch nicht fertig.
Als Begrüßungsdrink wählten wir einen Hibiskussaft, der sehr lecker schmeckte. Die Pagen kümmerten sich ums Gepäck und wir sollten in der Lobby Platz nehmen. Booaaah, war das alles nobel. Das war vielleicht ein Unterschied zu den Hotels im Norden Mexikos. Mit so einem Luxus hatte ich gar nicht gerechnet, weil ich das Zimmer für zwei Nächte inkl. Frühstück zum Schnäppchenpreis von 160 € über Trivago ergatterte.
Ich drängelte ein bisschen, denn wir hatten um 15 Uhr einen Termin. 30 Minuten später bekamen wir die Schlüsselkarte überreicht . Auf jedem Stockwerk stand ein Kühlschrank mit Wasserflaschen und eine Schale mit Äpfeln. Hier durfte man sich kostenfrei bedienen.
Ebenso am hoteleigenen Kiosk. Alle Snacks und Softdrinks waren hier frei. Für den kleinen Hunger bestellten wir uns zwei Ciabatta-Brötchen mit Tomate, Käse und Pesto, die kross getoastet wurden. Sehr lecker! Dazu noch zwei Cokes auf den Weg und schon begann der Hürdenlauf durch die überfüllten Gehwege bis zur Metrostation, die drei Blocks weiter ist.
Jede Fahrt (egal wie weit) kostet 5 Peso = 24 Cent. Menschenmassen, vergleichbar mit der Rushhour in London, kamen uns entgegen. Aber es war früher Nachmittag.
Die U-Bahn fährt in Mexiko Stadt nicht auf Schienen, sondern auf Rädern.
Umfallen kann man nicht, denn die Waggons sind ständig proppenvoll.
Wir mussten nach zwei Stationen umsteigen und dann noch 8 Stationen weiter fahren. An der Metro-Station Viveros war der Treffpunkt für die Coyoacán-Tour, die ich online bei Freetours gebucht hatte. Der junge Guide im pinken Shirt traf mit uns ein, aber es war noch genügend Zeit, damit wir irgendwo draußen unsere Ciabattas essen konnten.
Zu uns gesellte sich noch ein junges Ehepaar aus den Niederlanden, die ihre Jobs gekündigt haben und ihr Haus verkauften, um ein Jahr als Couchsurfer von Mexiko bis Argentinien zu reisen. Dann kam noch eine kolumbianische Hostelbetreiberin mit italienischen Wurzeln, die gerade Urlaub in Mexiko machte. Unsere Kleingruppe machte sich auf den Weg zum einzigen oder zumindest einem der wenigen Bäche der Stadt.
Der Wasserlauf und die Quellen sorgten im damaligen Neuspanien für eine fruchtbare Siedlung, in der sich Cortés, der spanische Eroberer, 1521 niederließ. Schon damals war der Stadtteil bei Künstlern beliebt.
Wir setzten uns auf eine Mauer und versuchten den ehemaligen Geschichtsstudenten bei dem Verkehrslärm zu verstehen. Was sich allerdings sehr schwierig gestaltete, denn er sprach sehr schnell und sein Englisch hatte einen spanischen Akzent, der es nicht einfacher machte. Aber er redete nicht nur schnell, sondern wir rannten später meistens hinter ihm her, um den Anschluss nicht zu verpassen.
Erster kurzer Halt war an der roten Capilla de San Antonio, die seit 1932 ein Denkmal ist.
Konnte man bisher sein eigenes Wort nicht verstehen, so kehrte an der nächsten Straße vollkommene Ruhe ein.
Das Casa del Sol hatte natürlich auch irgendeine historische Bedeutung für Coyoacán.
Einen kurzen Boxenstopp konnten wir bei einem Museumsgarten einlegen,
bevor wir die schmalen Straßen mit ihren elektrischen Verkabelungen
weiter erkundeten.
Wandmalereien von Leben und Tod
und vor diesem Haus
wurde Frida Kahlo, die berühmte Malerin, 1925 im Alter von 18 Jahren von einem Bus erfasst. Eine Stahlstange bohrte sich durch ihr Becken und sie war dadurch lange Zeit ans Bett gefesselt. Damals begann sie mit dem Malen. Sie heiratete 4 Jahre später den 20 Jahre älteren mexikanischen Maler Diego Rivera, der aufgrund seiner riesigen politisch-revolutionären Wandbilder (Murales) bereits weltberühmt war.
10 Jahre später ließ sie sich, wegen seiner vielen Affären, von ihm scheiden, um ihn ein Jahr später nochmals zu heiraten. Aber sie rächte sich durch Affären u. a. mit Leo Trotzki, dem russischen Revolutionär, aber auch mit Frauen, an ihm. Die Frau hatte ein sehr bewegtes Leben.
Nachdem noch viele bunte Häuser geknipst wurden, gingen wir zum Kojoten-Brunnen im Jardin Centenario weiter. Coyoacán bedeutet übrigens Ort/Platz der Kojoten.
Zum Anschauen der Mission San Juan Bautista
war leider keine Zeit, weil der Geschichtsfreak so viel erzählte und kein Detail ausließ. Nach zwei Stunden war es mir zu viel und ich fragte ihn nach dem Frida Kahlo Museum. Er war ganz erstaunt, dass uns das interessiert. Dabei stand das auf dem Programm und deshalb waren wir doch hier. Er meinte, dass wir uns beeilen müssten, denn der letzte Einlass wäre um 17 Uhr (das war nach einem Blick auf meine Uhr gerade), da das Museum um 17:45 schließt.
Man merkte ihm genau an, dass ihm das gar nicht passte, aber nun legte er einen Zahn zu und wir rannten die 3 Blocks hinter ihm her. Aus den Augenwinkeln sah ich einen schönen Platz mit Geschäften und Restaurants, die zum Verweilen einluden. Doch es war keine Zeit und wir mussten uns beeilen. Unterwegs fragte ich ihn noch, welchen Bus wir nehmen müssen, denn die Metrostation war zu weit weg.
Vor dem Museum
verabschiedete er sich mit dem Hinweis auf ein Trinkgeld von uns. Die Freetours kosten, wie der Name schon sagt, nichts. Ich drückte ihm 100 Peso = ca. 5 € in die Hand und rannte zum Eingang. Das Museum war tatsächlich am Schließen und da lohnte selbst ein Schnelldurchlauf nicht.
Zu allem Übel fing es auch noch zu regnen an und es wurde dunkel. An der Bushaltestelle fragte ich den Fahrer, ob er zur Metrostation fährt. Tat er natürlich nicht. Das war die falsche Bushaltestelle. Nun war guter Rat teuer, denn wir hatten weder eine Karte dabei, noch funktionierte die Map-App. Ich fragte einen Passanten und der meinte, dass es gut 1,5 km bis zur nächsten Station wären. Wir waren in den zwei Stunden so viel gelaufen und beschlossen deshalb, ein Taxi zu nehmen. Er lachte und meinte, dass er Uber-Fahrer sei und wir ihm zum Auto folgen sollten.
Obwohl mir meine Mutter immer eingebläut hat, dass man nicht zu Fremden ins Auto steigt, vertrauten wir unseren guten Erfahrungen und nahmen sein Angebot an. Er wollte 50 Pesos dafür, doch ich handelte ihn auf 25 herunter. Schließlich war das für ihn keine Dienstfahrt. Der Weg bis zur nächsten Station zog sich und das hätten wir im Regen und Dunkeln nicht laufen wollen.
Die Metro war natürlich wieder proppenvoll. Man brauchte sich nicht festhalten, denn man konnte gar nicht umfallen. Als wir umsteigen wollten, wurde Heiko von der Meute regelrecht rückwärts aus der Bahn geschubst und mich wollte man, weil sich alle rücksichtslos herein drängten, nicht hinaus lassen. Da setzte ich meine Ellenbogen ein und so gelang mir noch kurz vor Abfahrt der Ausstieg. Die letzten Stationen blieben wir gleich vorne an der Türe stehen. Ich fahre wirklich gerne Metro, doch die in Mexiko City bestimmt nie wieder. Das war absolut irre.
Nach diesem Erlebnis brauchten wir erst einmal etwas zu essen. In der Fußgängerzone, in der Nähe des Hotels, entdeckten wir ein China-Büffet, das gut besucht war. Pro Person kosteten Essen und Getränke zusammen 5 €. Das Essen war jetzt nicht herausragend, aber für den Preis nicht mal schlecht.
Zur Verdauung bummelten wir die Fußgängerzone in beide Richtungen entlang und ließen so den langen Tag ausklingen.
Übernachtung: Hotel Historico Central, Mexiko City