Das Santa Catalina Kloster und die Prinzessinnen aus dem Eis
Eigentlich hätten wir an dem Tag endlich einmal ausschlafen können, denn er stand uns zur freien Verfügung und diente der Akklimatisierung. Arequipa, auch die weiße Stadt genannt, befindet sich nämlich auf 2350 m Höhe.
Wir standen aber um 7 Uhr auf und ließen uns beim Frühstück mehr Zeit. Es erwartete uns ein Frühstücksbüffet vom Feinsten mit frisch aufgebrühtem Coca-Blätter-Tee.
Der Tee dient zur Vorbeugung und der Linderung der Höhenkrankheit. Die Blätter sehen Lorbeerblättern ähnlich, aber schmecken wie grüner Tee. Wir tranken den Coca-Tee fast jeden Morgen. Ob es etwas nützte? Darauf komme ich noch zurück.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Monasterio de Santa Catalina. Das Kloster, in das Nonnen verschiedener Abstammung eintreten konnten, wurde 1579 gegründet. Aus hellem vulkanischem Sillargestein erbaut, ist es das wichtigste Zeugnis kolonialer Architektur in Arequipa. Die kontinuierlichen Erdbeben in dieser Gegend riefen im Laufe der Zeit einige Veränderungen hervor und so wurde aus dem Kloster eine Stadt in der Stadt.
Wir bezahlten umgerechnet je 10 Euro für den Eintritt.
Im ersten Trakt befanden sich die Kammern der Novizinnen
sowie die Novizenkapelle.
Die Gebäude haben entweder einen satt erdfarbenen oder blauen Anstrich.
Der Wandelgang
zum Klosterhof.
Santa Catalina beherbergte zeitweise bis zu 150 Nonnen und 300 Bedienstete. Viele Nonnen hatten ihr eigenes Appartement. Je nach dem etwas kleiner
oder das von der seligen Schwester Ana, der Oberin, auch größer.
Aber alle mit einem Backofen, denn die Nonnen waren berühmt für ihre Backwaren.
Nach den zerstörerischen Erdbeben der Jahre 1958 und 1960 wurde das Kloster restauriert und ist seit 1970 der Öffentlichkeit zugänglich. Es gehört zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten im Süden Perus. Die Gassen der Anlage wurden nach spanischen Städten benannt, z. B. die
Calle Toledo,
die Calle Sevilla
oder die Calle Granada.
mit dem Brunnen auf dem Zocodober Platz.
Die Bediensteten erledigten die Einkäufe, sowie die Wäsche für die Nonnen in diesen 20 halben Tongefäßen.
Wir stiegen auf eine der Dachterrassen, von wo aus man an klaren Tagen die drei mächtigen, bis zu 6000 m hohen Vulkane Misti, Chachani und Picchu Picchu sehen kann.
Bei uns zeigte sich an diesem schwülen Tag nur einer.
Die riesige Klosteranlage beherbergt heutzutage nicht nur eine große Pinakothek, sondern auch ein paar wenige Dominikanerinnen, die in einem separaten Trakt wohnen.
Wir verbrachten den ganzen Vormittag in der riesigen, beeindruckenden Klosteranlage und machten uns dann auf den Weg zum Plaza de Armas im Zentrum.
Die Kathedrale war leider verschlossen.
Nicht weit entfernt vom Hauptplatz befindet sich das Museum Santuarios Andinos der Katholischen Universität. Obwohl ich normalerweise um Museen einen großen Bogen mache, war dieser Besuch kein Pflichtprogramm. Leider ist es verboten, in den Räumen zu fotografieren und zu filmen. In dem Museum befindet sich von Mai bis Dezember der gefrorene Körper der Andenprinzessin Juanita und von Januar bis April der Körper von Salchita. Wir bezahlten umgerechnet je 5 € Eintritt. Zuerst schaut man ein 20minütiges Video an. Dann hatten wir so ein Glück, dass uns ein deutschsprachiger Student durch die Ausstellungsräume führte. Wir erfuhren so viel über die Kinder aus dem Eis, dass wir bald selbst Gänsehaut hatten. Zum Schluss durften wir einen Blick auf Sarita in ihrem gläsernen Ausstellungssarg werfen. Nun erzähle ich euch von Capac Cocha, der großen Zeremonie der Inkas:
1995 bestieg Dr. Johan Reinhard den Vulkan Ampato 70 km nördlich von Arequipa. Auf dem Berggipfel fand er die Überreste einer zeremoniellen Plattform und einer grabähnlichen Vorrichtung. Als er in den Krater hinabstieg, fand er auf 5800 m die Überreste eines 12jährigen Mädchens, welches er Juanita nannte. Es ist weltweit der einzige gefrorene Körper, der über 500 Jahre alt ist. Im Grab wurden auch Opfergaben aus Gold, Silber und Muscheln gefunden. Im Sara Sara Gebirge fand Dr. Reinhard 1996 die Überreste von Sarita. Mittlerweile wurden durch die Eisschmelze in dieser Höhe im ganzen früheren Inkareich (bis Argentinien) die Leichen geopferter Kinder (sowohl Mädchen, als auch Jungen) gefunden.
Die Zeremonien wurden alle vier bis sieben Jahre vollzogen oder auch dazwischen, wenn es Naturkatastrophen gab. Die Kinder stammten aus wohlhabenden Familien und es war eine Ehre, sein Kind zu opfern. Nach einem monatelangen Marsch trafen sie am Fuß des vorher vom Inka festgelegten Berg/Vulkan ein. Die Kinder mussten zum Schluss mit den Priestern auf fast 6000 m Höhe zum Opferplatz klettern. Schon durch den langen Marsch, die Kälte und die dünne Luft geschwächt, gab man ihnen Chicha (Maisbier) und halluzinogene Pflanzen. Sobald die Kinder bewusstlos waren, wurden sie mit einem Schlag auf den Kopf getötet und in ihrer Grabmulde zurückgelassen.
Uns hat der Museumsbesuch nicht kalt gelassen. Das war auch dem deutschsprachigen Guide geschuldet, der uns die Geschichte, unterstrichen durch die Artefakte und die gut erhaltenen Kleidungsstücke, so lebendig übermittelte. Ich hatte Pipi in den Augen, als ich Sarita in der gläsernen Box sah.
Nach dem Museumsbesuch gingen wir unterwegs ein Chicken-Sandwich essen und dann weiter zum Markt San Camilo.
Danach vorbei an der Kirche La Compania mit der überschwenglich verzierten Fassade, die leider auch wegen den Vorbereitungen zu Ostern verschlossen war.
Einen Programmpunkt hatten wir noch. Auf dem Rückweg
zum Hotel machten wir einen Abstecher zum Restaurant Zig Zag. Das Lokal wird in jedem Reiseführer empfohlen. Wir bekamen um 16 Uhr noch ohne Reservierung im ersten Stock einen Platz.
Die Spezialität des Hauses ist Alpakasteak auf heißem Vulkanstein.
Mit einem Papierschlabberlatz um den Hals, ließen wir uns das Fleisch schmecken. Das butterzarte Steak war richtig lecker.
Danach verliefen wir uns ein bisschen in den Gassen und erreichten das Hotel mit Einbruch der Dunkelheit.