Von der Pracht, Inka-Bauklötzen und Sexy Woman
Es war Ostersonntag und da wir uns erst um 13:20 Uhr am Hauptplatz einfinden sollten, hätten wir eigentlich ausschlafen können. Eigentlich! Doch ab 5 Uhr brachen viele Hotelgäste auf und vom Getrampel über uns wurden wir wach. Um 7 Uhr frühstückten wir in aller Gemütsruhe und machten uns danach auf den Weg zum Mercado Central San Pedro. Das ist der gutbesuchte Markt der Einheimischen, in dem möglichst nicht fotografiert werden sollte. Es könnte sonst sein, dass man von den Marktfrauen mit Obst beworfen wird. Vor Taschendieben wird im Reiseführer auch gewarnt, doch so früh am Morgen war die Welt noch in Ordnung.
Als erstes kauften wir für 10 Soles = 2,50 € eine kleine Reisetasche, denn Livia sagte uns am Vorabend, dass wir nur mit leichtem Gepäck nach Machu Picchu reisen dürfen. Ein paar Gewürze wechselten noch den Besitzer und zum Schluss kaufte ich mir noch einen Sonnenhut. Auf dem Rückweg zum Hotel kamen wir an einem Stand vorbei, an dem eine junge Frau Uhrenbatterien wechselte. Da meine Uhr schon ein paar Tage nicht mehr mit der Zeit ging, ließ ich die Batterie für 3 Soles = 75 Cent wechseln. Nachdem wir alles im Zimmer verstaut hatten, machten wir uns auf den Weg zum Hauptplatz der ehemaligen Hauptstadt Perus.
Einst war Cusco das Herz des Inka-Imperiums, der "Nabel der Welt", wie die Inka ihre Stadt nannten. Heutzutage ist sie nicht nur die schönste und abwechslungsreichste Stadt Perus, sondern wegen ihrer historischen Bedeutung auch eine der interessantesten in Südamerika.
Die Plaza de Armas war zu Zeiten der Inka das Herz der Stadt. Der Platz ist von Arkadengängen umgeben, in denen sich Geschäfte, Restaurants und Wechselstuben befinden. Souvenirhändler umschwirren die Touristen, denn auf dem Platz ist immer etwas los. Jeden Sonntagvormittag werden auf der Plaza mit einer Zeremonie die Nationalfahne Perus und die Regenbogenfahne der Inka gehisst.
Anschließend finden Paraden statt und an dem Ostersonntag mischten wir uns unter die Schaulustigen.
Unter anderem war die Biologieschule
und das Gesundheitsministerium beim Schaulaufen.
Verkäufer boten Wackelpudding in Plastikbechern an.
Links im Bild befindet sich die Kathedrale und rechts die Kirche La Compania de Jesus.
Um die Mittagszeit bestellten wir uns zwei kleine Pizzen inkl. Getränke für 16 Soles = 4 €. Danach kontaktierten wir Livia über WhatsApp (auf dem Hauptplatz gibt es 30 Minuten Gratis-Wlan).
Aufgrund der Osterfeierlichkeiten in der Kathedrale am Morgen, verzögerte sich die Stadtführung, denn Touristen durften erst ab 14 Uhr den Prachtbau betreten. Sie überreichte uns jeweils ein Boleto Turistico de Cusco zu umgerechnet je 32,50 € pro Person. Dies berechtigt zum Eintritt in 16 Sehenswürdigkeiten in Cusco und Umgebung. Allerdings kostete der Eintritt in die Basilika nochmals 25 Soles = 6,25 € pro Person extra und dafür darf man in der beeindruckenden Kathedrale nicht einmal fotografieren.
Noch nie zuvor haben wir so eine prachtvolle Kirche gesehen. Es ist fast wieder alles Gold was glänzt, denn der riesige Altar besteht aus 2000 kg Silber! Die Kirche wurde auf den Grundmauern eines Inka-Palastes errichtet. Man hatte schließlich die indigene Bevölkerung zwangsweise zum Christentum bekehrt. Sie hatten nur die Wahl zwischen Taufe oder Tod.
Somit haben damals viele Steinmetze oder Künstler (wahrscheinlich aus Rache) indigene Elemente in Fassaden oder Bilder einfließen lassen. So auch in dem Bild mit dem nachgestellten Abendmahl. Im Gegensatz zum Gemälde von Leonardo da Vinci, liegt da nämlich ein Meerschweinchen auf dem Teller. Meerschweinchen sind für die Peruaner ein Hauptnahrungsmittel. Sie betrachten das Haustier nicht emotional, sondern als reine Nahrungsquelle. Um es vorwegzunehmen: Wir essen keine Nagetiere und ich würde heulend davonlaufen, falls man mich dazu zwingt.
Nach der Führung ging es zum Sonnentempel Koricancha weiter. Der kostet 15 Soles = 3,75 € Eintritt (auch nicht im Touristenticket enthalten). Dieser Tempel diente einst als Ort religiöser Zeremonien und Opfergaben. Die Inka feierten hier ihr alljährliches Fest zu Ehren der Sonne, das sogenannte Inti Raymi. Dieses Fest findet bis heute jedes Jahr am 24. Juni statt. Nach der Invasion der Spanier wurde ein Großteil des Tempels zerstört. Die Grundmauern sind noch erhalten. Mit den restlichen Steinen bauten die Kolonialherren die Kirche Santo Domingo, die sich direkt über dem Sonnentempel befindet. Die Kirche ist ein Zeichen der Macht. Die Macht über die Inka. Ironischer Weise sind im 17. Jahrhundert bei einem Erdbeben fast alle Gebäude der Spanier in Schutt und Asche zerfallen, wogegen die Baukunst der Inka, der Naturgewalt Stand blieb. Auch hier waren nur Bilder von außen möglich.
Danach holte uns ein Kleinbus ab. Unterwegs hatten wir einen tollen Blick auf die Stadt.
Man fuhr uns nach Tambomachay, einer früheren Badeanstalt der Inka am damaligen Inkatrail gelegen. Überall sprudelt Quellwasser durch Kanäle.
Nach diesem kurzen Stopp ging es zum Naturheiligtum Q’enco weiter. Das befindet sich inmitten stark zerklüfteter Felsen mit Spalten
mit Sitzen und Altären, die in den Fels gehauen waren.
Gut, dass es am Eingang Verkaufsstände gab, denn mittlerweile war es recht kühl geworden. So kam ich zu einer mollig warmen Strickjacke mit geringem Alpakaanteil für umgerechnet 8 €.
Endlich fuhren wir nach Saqsayhuamán weiter. Doch bevor man sich beim Aussprechen des Namens die Zunge bricht, bezeichnen wir den Ort der Einfachheit halber als Sexy Woman.
Es ist die imposanteste Inkastätte oberhalb von Cusco. Diese Festung sollte die Stadt vor Angreifern schützen.
wie Legosteine aufeinandergestapelt. Bis zu 40000 Menschen sollen 70 Jahre daran gearbeitet haben. Die Mauern wurden terrassenförmig angelegt und haben gewaltige Eckmonolithen.
Hier hätten wir uns noch eine Weile aufhalten können. Doch leider wurde es um 18 Uhr schlagartig dunkel, so dass wir auch die Jesus Statue nur noch von weitem sahen.
Das war eine totale Fehlplanung des Touranbieters. Da hätte man lieber auf die Inka-Badeanstalt verzichten sollen, so dass wir mehr Zeit für Sexy Woman zur Verfügung gehabt hätten. Zur Krönung des Tages wurden wir noch zu dem Cousin des Tourbegleiters einem Laden für Alpaka-Bekleidung gebracht.. Das war wie bei einer Werbefahrt. Ich brachte das zum Ausdruck und wir boykottierten den Laden. Um 19 Uhr waren wir zurück im Hotel.
Mittlerweile hatten wir ziemlich Hunger und gingen gegenüber vom Hotel ins Restaurant Divina Patricia und bestellten uns ein Menü für 10 Soles = 2,50 € pro Person. Das Menü bestand aus Ceviche, einem Nudeleintopf, Forellenfilet mit Reis und Kartoffeln und selbstgemachter Limonade. Dazu bestellten wir uns noch zwei Coka Colas und zwei Pisco Sour als Absacker. Insgesamt bezahlten wir 18 € und alles schmeckte super lecker.
Zurück im Hotel packten wir unsere peruanische Reisetasche für die kommenden zwei Tage. Ich erledigte noch meinen Aufschrieb, damit ich auch nichts im Reisebericht vergesse, die Kameras und Handys wurden nochmals geladen. Vier Dosen Veltins und die Gummibärchen mit verstaut. Ich hatte im Intro darüber berichtet und nun endlich, nach so einer langen Anreise, sollte die lange Reise für die Bierdosen zu Ende gehen.