Gegen morgen wurde es ziemlich frisch im Zelt und 6:15 Uhr war es endlich hell genug, um aufzustehen.
Doch ganz so schlimm wie befürchtet, war die Zeltübernachtung gar nicht. Anfangs horchten wir noch auf jedes Geräusch, doch letztendlich konnten wir sogar schlafen. Wir hatten es uns schlimmer vorgestellt.
Vor 20 Jahren wären wir bestimmt leichtfüßiger aus dem Zelt geklettert, die erwarteten Kreuzschmerzen blieben aber aus. Dennoch, aufwendig ist das Zelten schon. Bis das ganze Gedöns wieder verstaut war, hätten wir in der gleichen Zeit von Monticello zum Trailparkplatz fahren können.
Wir starteten um 9:00 Uhr am Squaw Flat Trailhead zur Big Spring Canyon/Elephant Canyon Runde. Der anfänglich sandige Pfad endete schnell vor einer Wand, die wir nach oben steigen mussten.
Oben angekommen, reihte sich am Horizont Felsnadel an Felsnadel.
Wir mussten zum Pfad aber erst den Slickrock auf der anderen Seite hinabsteigen. Bei mir fand diese Aktion mehr oder weniger auf dem Hosenboden rutschend statt, bevor es zum Creek und dem Abzweig weiter ging.
Ein Stückchen weiter begegnete uns ein weiterer attraktiver Schnuckel von Ranger auf dem Laufsteg ähm Trail. Er fragte das Übliche: Woher, wohin. Woher fand er klasse, denn sein Vater war mal in Deutschland stationiert. Zum Wohin meinte er, dass es einige knifflige Stellen dort oben gibt und "take your time". Heiko antwortete ihm, dass es doch bisher ganz einfach war, den Steinmännchen zu folgen. Er wiederholte noch einmal "take your time", bevor er sich verabschiedete.
Immer fest dieses Töff Töff vor Augen
führt der Weg weiter nach oben.
Irgendwann standen wir vor einer glitschigen Wand
und mussten noch über diesen Felsrücken.
Der Dryfall war nur auf allen Vieren zu erklimmen.
Auf halber Höhe ein Blick in die Ferne und ein Blick dorthin, wo wir heraufgekommen sind.
Auf dem Felsrücken angekommen, führten uns auf der anderen Seite Steinmännchen steil nach unten.
Wir verstanden jetzt, was er mit "take your time" meinte. Aber die Landschaft und die Ausformungen dort oben sind so toll, dass wir uns doch gerne Zeit dafür ließen.
Ein Drittel der Strecke lag hinter uns, als wir den Abzweig erreichten.
Da meint man, das Schlimmste hinter sich zu haben und steht kurz danach vor einer Steilwand mit seitlich einem kleinen Schlitz. Beim Anblick musste ich erst einmal schlucken. Das konnte doch nicht etwa der Weg sein ... ?
Doch, das war er und wir mussten über die, in die Ritzen gelegten Äste und danach entweder auf der rechten oder linken schmalen Kante entlang balancieren.
Ein TÜV Abzeichen war nirgends zu entdecken, deshalb schickte ich Heiko erst einmal vor ... . Die Konstruktion konnte mich zwar immer noch nicht überzeugen, doch was blieb mir für eine Wahl.
Die Strecke zurück mit dem steilen Abstieg über den Dryfall ... . Niemals!
Es konnte doch nur besser werden und der eingekerbte Ast war im Abstieg ein Klacks.
Es ging über den schönen Elephant Canyon weiter
und eine sehr schmale Stelle unter einem Felsvorsprung konnte mich nun wirklich nicht mehr aus der Ruhe bringen, bis wir vor dieser Leiter standen.
Ich kann nicht mal auf eine Haushaltsleiter über 1 m Höhe steigen, ohne dass mir die Knie schlottern. Rauf geht noch, aber hinunter gar nicht.
Dummerweise geht es im Übergang sofort auf der anderen Seite 5 m hinunter.
Was sollte ich machen? Die Hälfte der Strecke lag hinunter uns und zurück war nicht nur die Leiter, sondern auch die morschen Äste im Schlitz, der steile Dryfall ...
Schade, dass ich keine GoPro dabei hatte, denn den Abstieg konnte ich nur mit Heikos Hilfe (ich krallte mich mit den Händen am Eisen fest und er zog mir einen Fuß nach dem anderen auf die nächste Sprosse) und etlichen Flüchen bewerkstelligen.
Nach dieser Aktion machten wir erst einmal 15 Minuten Pause und stärkten uns. Der weitere Verlauf war gar nicht mehr schlimm.
Der Weg führt irgendwann ein Stück auf der Chesler Park/Elephant Hill Strecke entlang, bis er die letzten 2,8 Meilen knackig bergab/bergauf
zurück zum ersten Felsübergang führt, den ich auf dem Hinweg auf dem Hosenboden hinunter rutschte. Auf dem Rückweg sah das Ganze nach Mai- und nicht nach Marienkäfer aus.
Nach 6 Stunden waren wir wieder am Auto. 10,9 Meilen (17 km)
laut Trailbeschreibung lagen hinter uns und nach etlichen Adrenalinausstößen waren nun die Glückshormone aktiv. Ich war jedenfalls stolz wie Bolle, dass ich die Leiter hinunter gestiegen bin.
Vor allem haben uns (außer der Salt Creek Wanderung am Vortag) bisher alle Wanderungen im Needles District sehr gut gefallen. Alle haben ihren eigenen Reiz und manche fordern ganz schön. Davon abgesehen, ist das Wandern inmitten der Felsnadeln etwas ganz besonderes. Doch für dieses Jahr war unsere Needles Erkundung beendet.
Wir fuhren bis Green River weiter, checkten im Holiday Inn Express ein und gingen gegenüber ins Tamarisk Restaurant. Die Steaks und die Salate vom Büffet sind immer noch sehr gut, doch die Bedienung überredete uns zu Rosmarin/Knoblauch Fritten. Die waren dermaßen eklig (die fertigen Pommes waren in Öl und esslöffelweise gehacktem Knoblauch ertränkt), dass wir reklamieren mussten. Sie brachte uns dafür Regular Fries und die waren genießbar.
Die letzten Tage blieben wir vom Regen verschont, doch der Wetterbericht verhieß für die kommenden Tage nichts Gutes. Zwei Tage sollte das Wetter einigermaßen stabil bleiben, doch dann würde eine Sturmfront und ein Kältesturz unsere weiteren Vorhaben zunichtemachen.
Übernachtung: Holiday Inn Express, Green River