Der lange Weg ins Labyrinth
Canyonlands Nationalpark – Maze District
Müssten wir eine Hitliste von den ganzen Nationalparks im Südwesten erstellen, dann stände der riesige Canyonlands NP ziemlich weit oben. Der Nationalpark ist so groß, dass er in einzelne Distrikte eingeteilt wurde.
Die meisten Besucher halten sich im Island in the Sky District auf, da er in der Nähe von Moab gut zu erreichen und aufgrund der asphaltierten Straße gut zu befahren ist. Dagegen zieht es Wanderer mehr zu den Felsnadeln in den Needles District, der sich aber 74 Meilen südlich von Moab befindet. Dann gibt es noch im Westen den kleineren Horseshoe Canyon, der vom nächstgelegenen Ort Green River fast zwei Stunden Fahrt entfernt ist und ein geländegängiges Fahrzeug erfordert. Diese Distrikte haben wir die letzten Jahre besucht/erwandert, doch einer fehlte uns noch: Der Maze-Distrikt.
Nachdem uns vor zwei Jahren Regen und Sturmböen einen Strich durch die Rechnung machten, wagten wir einen neuen und letzten Versuch, dieses entlegene Gebiet zu besuchen.
Viel Vorbereitung, ein Permit, Ausrüstung und vor allem ein geländetaugliches Fahrzeug sind dazu Voraussetzung. Unsere Christine kennt ihr bereits und zu allem anderen werde ich gesondert berichten.
Jedenfalls stand uns an dem Morgen eine sehr lange Fahrt bevor und deshalb waren wir kurz vor 6:00 Uhr im Frühstücksraum. 6:45 tankten wir Christine und den Reservekanister randvoll.
Über die I-70 und nach weiteren 20 Meilen auf dem Highway 24, bogen wir gegenüber der Zufahrt zum Goblin Valley State Park in die unbefestigte Straße in Richtung Hans Flat Ranger-Station ab.
Ab da zieht sich der Weg auf einer gut gegradeten Dirtroad.
Vorbei an der Little Sahara
und später einer heideähnlichen Landschaft
erreichten wir um 8:40 Uhr die Ranger-Station.
Hier musste ich die Permit-Bestätigung vorzeigen und bekam nach einer flüchtigen Belehrung (detaillierte Anweisungen bekommt man schon mit der Bestätigung), die ich gegenzeichnen musste, einen Zettel inkl. Tesastreifen mit der Permitnummer. Den sollten wir innen ans Fenster kleben, falls wir kontrolliert werden.
Der Ranger warf einen kurzen, wohlwollenden Blick auf Christine. Ich fragte noch nach dem Flint Trail und erhielt die knappe Antwort: "steep and rough" . Dann wurden wir unserem Schicksal überlassen.
Nachdem das alles geklärt war, gingen wir noch zur Pit Toilet. Davor trafen wir ein junges Pärchen, das sich gerade auf den Weg machte.
Abfahrt war um 9:35 Uhr. Jetzt war der Fahrerwechsel angesagt, denn schließlich saß ich seit fast zwei Stunden am Steuer. Aber das war natürlich nicht der Grund.
Schon kurz nach der Abfahrt ging es zwar immer wieder über holprige Felsplatten, aber auch noch ein Stück gemütlich weiter.
Wir kamen am Bagpipe Overlook vorbei und hatten einen ersten Blick in Richtung Maze.
Nächster Stopp und vom Ranger empfohlen, ist der Flint Trail Overlook.
Von hier aus ist der Flint Trail teilweise einsehbar. Sofern man ein Auto von unten kommen sieht oder hört, muss man
warten.
Hier schaute bereits ein älterer Herr ins Tal, der sich vorab bei uns entschuldigte, falls er zu langsam vor uns herfährt. Kein Problem, denn auch wir würden uns Zeit lassen.
Tja, dann steht man nach ein paar Meilen vor diesem Schild
und mit Beginn vom Flint Trail geht es sofort, wie es der Ranger gesagt hat, steil und ruppig hinunter. Bilder können das leider nicht wiedergeben.
Bis zur ersten Kurve stand ich als Beifahrerin mit auf der Bremse und schrie "bremsen, Heiko, bremsen". Er konterte
zurück, dass er die Bremse bereits bis zum Anschlag durchgetreten hat und gewiss nicht Gas gibt.
Booaaah, mein Shirt war in Nullkommanix nass geschwitzt und ich hoffte, dass kein Gegenverkehr kommt. Leider wurden meine Gebete nicht erhört und der vorausfahrende Kollege musste drei Fahrzeugen Platz machen.
Gut, dass ich nach der dritten Kurve ausgestiegen bin und hinuntergeschaut habe. Es gibt nämlich nur in wenigen Kurven
die Möglichkeit, stehen zu bleiben und zweimal muss man sogar mit dem Fahrzeug zurücksetzen, damit man überhaupt um die Kurve kommt.
Jedenfalls ist der Flint Trail weder mit den Burr Trail Switchbacks noch mit dem Shafer Trail zu vergleichen. Der ist eine ganz andere Hausnummer.
Durch den losen Untergrund rutschen die Fahrzeuge an den steilsten Stellen noch dazu. Die Schleifspuren an manchen Stellen zeigen, dass einige Fahrzeuge zwischendurch
aufsitzen.
11:20 Uhr waren wir unten und ein Blick zurück lässt weder den Trail noch dessen Beschaffenheit erkennen.
Wir konnten uns nun etwas entspannen, denn der Trail geht ab jetzt gemächlich weiter.
Um 12:20 erreichten wir den Abzweig in Richtung Hite
und machten dort 25 Minuten Pause. Bis zum Standing Rock sind es nur noch 16 Meilen, aber 12 davon haben es in sich. Wie, das wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Die ersten zwei Meilen sind nur Sandpiste, doch dann steht da wieder ein Schild mit 4wd – high clearance only darauf und sofort beginnt der Spaß.
Die meiste Zeit lief ich voraus, um zu spotten. Wenn es besonders steil oder knifflig wurde, dann stieg Heiko aus, um die optimale Spur zu suchen.
Die Höhenunterschiede der Felsplatten kann man auf den Bildern leider auch nicht erkennen. Doch wiederum Abrieb, Öl- und Sprittropfen zeigten, dass da schon ein Mancher aufsaß. Auch Christines Unterboden kratzte mal über Felsbrocken.
Oft war es eine Zentimeter-Navigation zwischen den Felsen.
Doch am meisten Bauchschmerzen verursachte mir die Steinstufe am Teapot Rock. Nicht nur, dass die Höhe mit Felsbrocken
unterfüttert wurde, sondern zuvor geht es über eine kleinere Stufe erst einmal hinab. Die Schleifspuren sind dort gut zu erkennen und auch, dass nicht viel Platz ist. Der rechte Reifen muss quasi
direkt auf die Felskante.
Heiko schaute selbst nach der richtigen Spur
und geleitete daraufhin Christine gefühlvoll über die Stufe. Mir fiel ein ganzer Steinbruch vom Herzen, doch noch waren wir nicht am Campground.
Auf einmal standen wir an einem Steilstück voller Geröll.
Dass wir da irgendwie hinunterkommen würden, das war mir klar. Aber ob wir da auf dem Rückweg wieder hinaufkommen? Ich wollte an dieser Stelle wirklich abbrechen, bin dann erst einmal hinunter gerutscht und wieder nach oben gelaufen, was schon zu Fuß sehr schwierig war.
Aber Heiko hatte die Ruhe weg, vertraute Christine und seinen Fahrkünsten. So wurde ich überstimmt, verweigerte mich aber als Beifahrer und ging das Stück nochmals zu Fuß hinunter. Christine schlich dann langsam hinter mir her.
Endlich – die ersten Felsgruppe (Mother and Child).
und das Nationalparkschild.
Bis dahin haben wir vom Abzweig Hite genau 3 Stunden gebraucht.
Hier waren wir nun im Land of Standing Rocks.
Aber weit ist das Land und bis zum Campground dauerte es immer noch 50 Minuten.
Wenigstens war nun die Piste rotstaubig und nicht mehr so felsig.
Vorbei an The Wall
und am Lizard Rock
erreichten wir um 16:30 den herrlichen Campground am Standing Rock.
Platz war genügend vorhanden und wir mussten erst einmal eine geeignete Stelle fürs Zelt finden. Der Untergrund war ziemlich steinig und da es zwar sonnig, aber nicht allzu warm war, brauchten wir einen ameisenhaufenfreien Platz mit Morgen- und Abendsonne.
So verbrachten wir den späten Nachmittag mit dem Aufstellen vom Zelt und ließen uns häuslich nieder. Nach getaner Arbeit grillte Heiko die Steaks und ich richtete die Beilagen dazu.
Nach dem Abendessen folgte der Abwasch und wir machten noch einen kurzen Rundgang. Kurz vor 20 Uhr wurde es dunkel und wir verkrochen uns ins Zelt. Während Heiko lange nicht einschlafen konnte, war ich sofort weg.
Übernachtung: Standing Rock Campground, im Zelt