Auf diesen Tag hatten wir uns so gefreut und das Wetter versprach einen herrlichen Tag.
Ursprünglich wollten wir mit dem Auto zur Talstation der Paolinahütte fahren, doch unser Tischnachbar hatte uns davon abgeraten, da ein direkter Liftzugang in der Nähe des Hotels möglich
ist.
Doch zuerst mussten wir für Proviant sorgen und liefen erst einmal runter ins Dorf und holten uns leckere Laugenstangen, die mit Salami und Käse belegt wurden. Im Hotel angekommen, packten wir noch ausreichend Getränke in die Rucksäcke und machten uns auf den Weg zum Sessellift Laurin 1. Nach 20 Minuten Fußmarsch und dazu noch bergauf, erreichten wir den Sessellift. Der Lift war ein Bummelzug, der uns in 20 Minuten zur nächsten Station Laurin 2 brachte.
Eigentlich schwebte man in Zeitlupe nach oben, denn jedesmal wenn jemand zu- oder ausstieg, wurde der Lift fast angehalten. Und die Slow Motion setzte sich mit Laurin 2 fort, denn da stiegen noch mehr Leute zu. Nach insgesamt 45 Minuten und die letzten 10 Minuten bei schattigen 10°C durchgefroren, erreichten wir die Kölner Hütte.
Hier haben wir noch einen Boxenstopp eingelegt und
einen heißen Tee getrunken. Etwas aufgewärmt konnten wir nun die Rosengartenumrundung in Angriff nehmen.
Links hinter der Kölner Hütte beginnt der Einstieg und das ging gleich mal richtig los. Wir standen
ehrfürchtig vor dem Massiv und schauten uns ungläubig an. Heiko im O-Ton: "Da gehst du niemals rauf". Ich gleichzeitig: "Da geh ich nicht rauf".
So sah das Ganze aus (Bilder wie immer durch anklicken vergrößerbar):
Bei meiner Höhenangst schlotterten sofort die Knie und der Berg schien unbezwingbar. Sollte es das gewesen sein? Bereits vor Jahren hatte ich an dieser Wand gekniffen.
Eine Überlegung war, dass ich zur Kölner Hütte zurücklaufe und einen Jagertee runterspüle. Das
macht bestimmt mutig. Doch es ist auch keine Lösung.
Nachdem wir einige Minuten ehrfürchtig vor dem Steig standen, ging eine Karawane 70jähriger an uns vorbei und einer nach dem Anderen kletterte nach oben. Einer der Herren wollte mich vorlassen, doch Alter vor .... ;-). Ich wusste genau, wenn ich in dem Steig drin bin, dann gibts kein zurück mehr. Also nahm ich all meinen Mut zusammen und reihte mich ein, denn die Nächsten standen schon bereit. Po an Gesicht kletterten wir nach oben
und ich hoffte, dass keiner vor mir unter Flatulenz leidet ;-). Mittlerweile sorgten Angstschweiß- ausbrüche dafür, dass mir nicht mehr kalt war. Immer weiter, teils an Eisenseilen und -tritten, führte der Weg nach oben. Irgendwann hatten wir das heikle Stück hinter uns und ein Schotterweg führte weiter zur Scharte.
Ich trau mich gar nicht es zu sagen, doch die Kletterei hat so einen Spaß gemacht. Selbst zwischendurch filmte ich den Aufstieg. Den inneren Schweinehund hatte ich überlistet, aber ich hoffte, dass nicht noch so eine Passage kommt.
Der weitere Verlauf war zwar anstrengend, da der Schotterweg endlos schien,
doch so eine ausgesetzte Stelle kam nicht mehr.
Endlich oben angekommen und ein letzter Blick zurück. Wir hatten die Passhöhe erreicht.
Hier ward es also, das Reich von König Laurin und seinem fleißigen Zwergenvolk, das im Inneren der Berge nach Kristallen, Silber und Gold schürfte.
Eines Tages begab es sich, dass der König an der Etsch seine wunderschöne Tochter Similde vermählen wollte. Alle Adeligen der Umgebung wurden zu einer Maifahrt eingeladen, nur König Laurin nicht. Dieser beschloss jedoch, mit seiner Tarnkappe ausgerüstet eben als unsichtbarer Gast daran teilzunehmen. Als er am Turnierplatz Similde erblickte, verliebte er sich in ihr schönes Antlitz, setzte sie auf sein Pferd und ritt mit ihr von dannen. Alsbald zogen Simildes Versprochener und dessen Ritter aus, um die Angetraute zurückzuholen und standen kurz darauf vor dem Rosengarten. Da band sich König Laurin seinen Wundergürtel um, der ihm die Kraft von zwölf Männern verlieh und stellte sich dem Kampf. Als er sah, dass er trotz allem ins Hintertreffen geriet, zog er sich die Tarnkappe über und sprang, unsichtbar wie er nun zu sein glaubte, im Rosengarten hin und her. Die Ritter jedoch erkannten an den Bewegungen der Rosen, wo der Zwergenkönig sich verbarg. Sie packten ihn, zerbrachen den Zaubergürtel und führten ihn in Gefangenschaft. Laurin, erzürnt über sein Schicksal, drehte sich um und belegte den Rosengarten, der ihn verraten hatte, mit einem Fluch: Weder bei Tag noch bei Nacht, sollte ihn jemals mehr ein Menschenauge sehen.
Laurin aber hatte die Dämmerung vergessen und so kommt es, dass der verzauberte Garten auch heute noch in der Dämmerung seine blühenden Rosen für kurze Zeit erstrahlen lässt…
Der Höhenwanderweg verlief nun auf der Rückseite des Rosengartens. Doch schon bald war das gemächliche Wandern vorbei, denn der Weg führte über Geröll steil nach oben.
Wer schon mal die kurze steile Rinne zum Yellow Rock hoch gegangen ist, kann es nachvollziehen. Nur stand hier ein Schild, dass der Aufstieg 50 Minuten dauert. Das war heftig und auch die schönen Ausblicke konnten da nicht hinweg trösten.
Nachdem wir über dem Pass waren, ging es endlich wieder abwärts,
unter einem Felsabbruch durch,
der Rothaushütte entgegen.
Auch ein Blick zurück durfte nicht fehlen.
Unsere Schritte beschleunigten sich immer mehr, als die Rothaushütte in Sicht kam. Wir waren nun
schon 3 Stunden unterwegs und ein Boxenstopp von Nöten. Welch eine Massenwanderung und unterwegs kein Strauch. Ihr könnt euch vorstellen, wie die Leute an der Rotwandhütte Schlange standen. Es
gibt dort aber nur zwei WC's. Das für Herren ist die südländische Variante mit zwei Tritten und einem Loch in der Mitte - da gings ruck zuck. Die 20
Damen in der Schlange mussten vor der Porzellanschüssel allerdings etwas länger klemmen.
Endlich erleichtert setzten wir uns gemütlich an einen Tisch und machten eine halbe Stunde
Rast.
Danach ging es am Christomannos Denkmal, einem 3 Meter hohen Bronzeadler, vorbei. Das ist ein Denkmal zum Andenken an Dr. Theodor Christomannos, einem Bergsteiger und Pionier, der bei der touristischen Erschließung des Gebietes eine entscheidende Rolle spielte.
Nun noch über den Hirzlweg zurück zur Kölner Hütte.
Nur noch ein kurzer Anstieg. Nach 5 Stunden haben wir es geschafft! Was für eine sagenhafte Wanderung!
Zusammengefasst ist hier noch ein Video: